Viel zu früh und noch so klein, traffst du hier auf Erden ein…

Lange war es ruhig um mich, dies hatte seinen Grund, welchen ich euch heute erzähle. Ihr wisst, dass ich schwanger war, ja genau, ich war es, denn es kam anders als erwartet. Am 1 Januar hatte ich leichte schmerzen im Unterleib, ich war in der 33 Schwangerschaftswoche und dachte, das sind vielleicht die Vorwehen und nahm am Abend ein Bad, wo es auch besser wurde. Die Nacht über jedoch kamen diese Schmerzen immer wieder, es war wirklich nicht doll, weswegen ich es zuerst nicht für nötig hielt, in ein Krankenhaus zu fahren, Vorwehen sind schließlich auch schon unangenehm. Nach ein paar Gesprächen fuhren wir dann doch in das Krankenhaus, wo ich mich schon angemeldet hatte. Dort angekommen kam ich auch schon ans CTG. Im Wechsel gab es dann CTG und unterschiedliche Untersuchungen. Nach ein paar Stunden kam die Schwester dann zu uns und erklärte, dass ich leichte wehen hätte und meine Maus darauf mit erhöhtem Herzschlag reagiert, also mit Stress und man wolle mich verlegen, in ein anderes Krankenhaus. Dort, wo ich nun lag, ist nicht spezialisiert auf Frühgeburten, sagte man mir. Meine Gedanken spielten dort schon verrückt. Wieso Frühgeburten? Was stimmt nicht? Meine Schwangerschaft war bis dahin fast Bilderbuchähnlich. Bis auf das Wasser in den Beinen, war doch alles gut!?

Ängste über Ängste…

Kurz darauf kam auch schon die Feuerwehr, welche mich in das St. Joseph Krankenhaus (Berlin) brachte. Die Fahrt war mit Blaulicht, was mich innerlich noch mehr verunsicherte. Dort angekommen kam ich gleich wieder an das CTG, auch eine Untersuchung gab es wieder. Mein Zustand hat sich zwischenzeitlich auch leicht verschlechtert, ich fühlte mich schlapp, kein Wunder, es war extrem viel Aufregung. Nach einigen Stunden CTG erklärte man mir, dass ich nun die Lungenreife für die Maus bekomme und morgen die zweite Spritze folgen wird. Zudem wollte man die Schwangerschaft natürlich raus zögern und zu dem Zeitpunkt sah es auch gut aus. Für mich hieß es natürlich nun: stationäre Aufnahme. Ich hasse Krankenhäuser doch wusste, es ist für meine kleine Bauchbewohnerin. Ich war vorerst beruhigt, dass alles soweit okay aussah und kam abends dann auf das Zimmer. Eine Schwester sollte noch einmal ein CTG machen, einfach zur Kontrolle. Sie kam mit dem Gerät, setzte sich neben mich und fing an den Herzschlag zu suchen, es vergingen einige Minuten mit absoluter Stille. Sie schaute mich an und meinte, Sie würde mich gerne noch mal in den Kreißsaal schicken, um dort das CTG zu nehmen. Schon wieder stieg Unruhe in mir auf. Ich war mittlerweile wirklich fertig, müde und kaputt und nun fing ich wieder an, mir Sorgen zu machen.

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Also ging es wieder runter in den Kreißsaal und dort wartete schon die Schwester und auch Sie rutschte die Anschlüsse des CTGs immer wieder hin und her auf meinem Bauch. Stille. Und noch mehr Stille. So langsam wurde ich sehr nervös, ich hatte es vielleicht in dem Moment schon innerlich geahnt aber wollte es nicht wahr haben. Die Ärztin kam ins Zimmer, schaute die Schwester an und sagte nur „Not-Sectio!?“ und die Schwester nickte. Ab dem Moment verlor ich die Realität, wie gesteuert griff ich zu meinem Handy und rief meine Mutter an, als ich Ihre Stimme hörte brach ich in Tränen aus und konnte nicht mehr sprechen, dies übernahm die Schwester dann und erklärte meiner Mutter die Situation, welche sofort los fuhr, um bei dem Kaiserschnitt dabei zu sein, welcher nun in 20 Minuten stattfinden sollte. Es standen nun drei Schwestern um mich, zogen mich aus, wechselten meine Kleidung, sprachen auf mich ein. Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung was Sie mir erzählten, ob es wichtig war oder einfach nur beruhigende Worte sein sollten. Meine Gedanken kreisten nur um mein Baby. Was ist mit meinem Schatz? Geht es Ihr gut? Es ist doch viel zu früh. Die zweite Lungenreife fehlt und und und. Vom Kreißsaal ging es nun in den OP, da wartete schon ein großes Team und es war sehr wusselig. Auf dem Tisch wurde mir erklärt, dass ich nun spritzen in den Rücken bekomme, welche mich ab unter der Brust betäuben. Auch hier schaffte ich es nicht mehr genau zu zuhören und zitterte vor mich hin. Spritzen in den Rücken habe ich mir immer schrecklich vorgestellt, doch in der Situation bemerkte ich diese kaum, erst als es warm im Bauch wurde und ich mich hinlegen sollte, war mir bewusst, dass die Betäubung schon wirkt. In dem Moment kam auch meine Mutter, gerade rechtzeitig. Dann ging es auch schon los.

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Um 22:22 Uhr erblickte mein Schatz dann das Licht der Welt, zarte 1890 Gramm schwer und kleine 40 cm groß. Sie wurde mir kurz gezeigt, eingewickelt im Handtuch sah ich Sie und mir kamen sofort die Tränen. Natürlich wurde Sie gleich weggebracht, für die Versorgung, ich musste ja nun auch weiter versorgt werden. Dann kam ich erstmal in ein Zimmer, hörte nicht auf zu zittern, und musste warten, es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bevor ich geholt wurde und mit dem Bett auf die Neonatologie geschoben wurde. Diese Station ist für Frühgeborene und dieses Krankenhaus ist eins der besten in diesem Bereich. Dort angekommen ging es weiter in ein Zimmer mit vier Inkubatoren. Vorne links stand meine Prinzessin. Ich sah Sie, so klein und hilflos, eine Mütze auf dem Kopf, eine Atemmaske verdeckte fast das ganze Gesicht, an der kleinen Hand ein Zugang mit Schläuchen, Kabel umringten Ihren kleinen Körper. Schon wieder fing ich an zu weinen, Sie so zu sehen, schmerzte so sehr. Die Schwester nahm Sie aus dem Kasten und legte Sie mir auf die Brust, unser erster Kontakt. Ich hörte sofort auf zu zittern und Ihr Atem wurde ruhiger. Es war der schönste Moment. Ich spürte Sie und wusste, dieses kleine Wesen werde ich nun lieben und beschützen, wir gehören zusammen. Eine Weile verharrten wir so und kuschelten einfach nur. Immer wieder hielt ich Ihre Hand und musste weinen. Dieser abrupte Abschluss der Schwangerschaft war und ist immer noch nicht einfach. Doch ich wusste, ihr geht es soweit gut und ist hier bestens versorgt.

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Tut mir leid, für die vielen Worte, doch dieses Erlebnis kurz zu schreiben, war mir nicht möglich. Denn es beschäftigt einen noch immer. Ich halte euch nun auf den laufenden und möchte auch anderen Müttern mit Frühchen Mut machen.

Danke !!!

Zudem Danke ich von Herzen meiner Mutter und meinen beiden besten Freunden. Diese drei waren die ganze Zeit für mich, nein, für uns da und haben uns somit viel Kraft gegeben. Ich glaube, ohne Sie, hätte ich das ganze nicht so überstanden. Natürlich sind da auch noch andere Perosnen, die viel für uns gemacht haben 🙂 Ich weiss, ich hab die besten Leute um mich rum und bin sowas von dankbar darrüber. DANKE!