Heute vor einem Jahr…

Heute vor einem Jahr lebte ich in Holland. Heute vor einem Jahr lebte ich meinen Traum. Heute vor einem Jahr saß ich alleine auf der Wiese. Heute vor einem Jahr gab es mal wieder Streit zwischen meinen damaligen Partner und mir. Heute vor einem Jahr fühlte ich mich alleine. Heute vor einem Jahr war ich weit weg von meiner Familie und meinen Freunden. Heute vor einem Jahr feierte ich keinen Geburtstag. Heute vor einem Jahr war ich nicht mehr glücklich. Heute vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass es ein Jahr später so aussieht.

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Letztes Jahr im August fing ich an zu realisieren, dass mein Traum sich in die falsche Richtung entwickelt, und doch wollte ich es nicht wahr haben. Ich war schwanger und dachte, ich werde in Holland glücklich denn eigentlich lief alles ganz gut, ein grandioser Job, wundervolle Freunde hatte ich gefunden, wir wohnten in einem tollen Haus und ich war schwanger´, was an einem Wunder grenzte. Doch wenn es mit der Person, wo man dachte, diese steht einem am nähesten, immer wieder eskaliert, einem fremd wird, bringen einem auch die anderen Dinge nichts.

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Im September wusste ich nun, dass es keine weg mer gibt, in Holland zu bleiben. Bereits drei Monate nach der Geburt muss man dort wieder arbeiten, ich verließ das Haus in 7:45 Uhr und kam erst gegen 17:45 Uhr wieder heim. Das hätte ich mit meinen Gewissen nicht vereinbaren können. Meine Familie war nicht da, welche mich unterstützen hätte können. Also beschloss ich, bis zum Beginn des Mutterschutzes, welcher am 7. Januar begonnen hätte, noch zu arbeiten und dann wieder nach Deutschland zu gehen.

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Doch schon im Oktober kam alles anders. An einem Samstag endete mein „Traum Holland“ mit einem lautem und harten Knall. So schnell, dass ich noch am Sonntag dadrauf schon wieder in Berlin, in der Küche meiner Mutter saß. Was ich aus Holland mitgenommen hatte? Nur das nötigste, was eben in zwei normale Autos passten. Ich hätte keinen Tag länger in diesem Haus wohnen können, in dem Haus, was einst mein Zuhause war und am Ende einfach nur noch das Horrorhaus, aus dem ich weg wollte.

… und doch war ich so voll mit Liebe!

Nun saß ich bei meiner Mutter, und doch war ich irgendwie nicht anwesend. Neben den physischen und psychischen Schmerz war ich voll mit Trauer, voll mit Wut, voll mit Hass und gleichzeitig war ich aber auch voll mit Liebe, denn in mir wuchs ein neues Leben, es schlug ein Herz, welches voll mit Zuversicht ist, voll mit vertrauen, voll mit Glück und genau dieses kleine, pochende Herz gab mir so viel Hoffnung, so viel Kraft, Kraft nach vorne zu schauen, Kraft welche ich brauchte um aus dem Nichts ein neues Leben für uns beide aufzubauen. Ein Leben voll mit Liebe, mit Hoffnung, mit Zärtlichkeit, mit Vertrauen und noch mehr Freude und Fröhlichkeit.

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Der November schien tausend Tage zu haben. Mama, du weisst, ich war gerne bei dir und bin dir mehr als dankbar, doch in mir wuchs der Nestbautrieb immer mehr. Doch es wollte nicht so klappen mit einer Wohnung. Ich fing immer wieder an zu verzweifeln und jeden Abend aufs neue spürte ich mein Wunder, sie gab mir jeden Abend aufs neue Kraft am nächsten Tag wieder aufzustehen, weiter zu machen und nicht aufzugeben.

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Im Dezember dann hat es geklappt, wir haben eine Wohnung, noch dazu eine wundervolle Wohnung, ganz nah bei meiner Mama und meinen besten Freunden. Es war wie ein sechser im Lotto. Ich weinte vor Glück. Mitte des Monats ging es los, Möbel kaufen, einrichten, es einfach schön machen. Denn ich wollte ein Zuhause für mich und meine Tochter schaffen, ein Ort, an dem wir uns geborgen fühlen, an dem wir sicher sind.

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Das Jahr 2016 stand kurz bevor und ich wusste, es wird alles besser. Bereits am 2. Januar,also heute vor genau sieben Monaten, kam meine Tochter per Notkaiserschnitt auf die Welt (darüber habe ich HIER berichtet). Ganze 7 Wochen zu früh und ich wusste vom ersten Moment wofür sich der ganze Kampf gelohnt hat. Sie war so winzig und gab mir doch so viel Liebe und Hoffnung. Die nächsten Monate waren die tollsten, die ich jeh hatte, bis heute und es wird nun immer so weiter gehen.

Es ist nicht wichtig wo du bist, sondern mit wem du bist!

Ja, heute vor einem Jahr, hätte ich nicht gedacht, dass mein Leben so unglaublich schön wird, dass ich ein Leben habe, welches so voll mit Liebe ist. Ich habe gelernt, dass es nicht wichtig ist, wo man ist, sondern mit wem man ist. Holland war mein Traum, und ja, ich vermisse das Land und meine Freunde dort, doch es geht einfach nichts über die Familie und die wahren Freunde. Denn diese machen das Leben lebenswert, ganz egal wo man auch ist. Ich habe eine wundervolle Tochter, die mir jeden Tag zum schönsten meines Lebens macht, immer wieder aufs neue.

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Ich habe ein tolle Familie, allem vorraus eine tolle Mama, die mich nie im Stich lässt und so unglaublich viel für mich getan hat, die letzten Monate, und habe ich auch mit meiner Tochter eine tolle Familie dazu gewonnen. Ich habe wundervolle Freunde, welche ich schon zur Familie zähle, die meine Tränen getrocknet haben, die keine Mühen und Kraft gescheut haben und mir jeden Tag beim Nestbau geholfen haben. Meinte Tochter hat somit ebenfalls die wundervollste und liebste Familie, die man haben kann. Heute schaue ich auf das letze Jahr zurück und bin dankbar für alles was ich habe. Ich liebe mein Leben!

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